Leitbild
Pädagogische Grundsätze
Im Gesamtkontext der Sexualerziehung durch Eltern und Schule sind sexualpädagogische Workshops in geschütztem Rahmen eine sinnvolle Ergänzung. Wir stimmen die Ziele und Inhalte unserer Arbeit – soweit möglich - mit den Eltern und Lehrpersonen ab.
Unsere Referierenden sind fachlich und pädagogisch gut qualifiziert. Um geschlechtsspezifischen Fragestellungen gerecht zu werden, arbeiten wir mit gemischtgeschlechtlichen Referentenpaaren und trennen die Klassen phasenweise nach Geschlecht.
Wir respektieren Schülerinnen und Schüler sowie Eltern in ihrer Individualität, ihren unterschiedlichen Kulturen, Weltanschauungen, Religionen, sexuellen Identitäten und Orientierungen. Wir sind uns bewusst, dass sexualpädagogische Arbeit das Innerste des Menschen berühren kann. Aus Respekt vor der Einzigartigkeit jeder Lebensgeschichte gehen wir sensibel und wertschätzend mit den Kindern und Jugendlichen um.
Wir achten auf die Grenzen unserer Workshopteilnehmenden. Wir stimmen die Workshops auf das Alter und den Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen sowie auf die Vorgaben der jeweiligen Lehrpläne ab. Wir sorgen für den Schutz der Intimsphäre und für die Wahrung der Schamgrenzen der Schülerinnen und Schüler. Wir treten in der Gruppe für Achtung und Respekt in Haltung, Sprache und Verhalten ein.
Wenn im Rahmen eines Workshops Hinweise auf (sexuelle) Grenzverletzung oder auf Selbstgefährdung einer Schülerin/eines Schülers deutlich werden, nehmen die Referierenden Kontakt mit der Lehrperson, den Eltern oder einer zuständigen Fachstelle auf, um eine angemessene Vorgehensweise zum Schutz des Kindes zu beraten und bei Bedarf einzuleiten.
Sexualpädagogische Ziele
Die geschlechtliche Entwicklung prägt von Anfang an Identität und Selbstwert. Sexualität berührt emotionale und seelische Aspekte unseres Menschseins, z. B. Liebe und Verbundenheit, Nähe und Distanz, Angenommensein und Intimität. Körperliche Nähe mit den damit verbunden Qualitäten von Erotik und Lust ist die intimste Form von Kommunikation zwischen zwei Menschen. Sexualität beinhaltet zudem unsere Fruchtbarkeit, unser Potential, neues Leben hervorzubringen. Nicht zuletzt benötigen sexuelle Beziehungen den Schutzrahmen geteilter Beziehungswerte, wenn sie erfüllend und nicht verletzend erfahren werden sollen.
Es ist uns wichtig, dass Kinder und Jugendliche ein ganzheitliches Verständnis von Sexualität entwickeln. Sich selbst als etwas Wertvolles, Schönes und Positives anzunehmen und Sexualität in das Leben zu integrieren, ist ein wesentlicher Teil der menschlichen Entwicklung, unabhängig von der sexuellen Identität und Orientierung. Dazu wollen wir beitragen.
Kinder bzw. Jugendliche
- kennen biologische Grundlagen zu Körper, Geschlecht und Fruchtbarkeit
- wissen über körperlich-emotionale Veränderungen in der Pubertät Bescheid
- wissen, wie menschliches Leben entsteht
- kennen wirksame Methoden der Verhütung mit ihren Vor- und Nachteilen und sind über Maßnahmen zum Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen informiert
Die Körper- und Sexualaufklärung erfolgt entsprechend dem jeweiligen Lebensalter und Entwicklungsstand. Wir orientieren uns dabei an den Lehrplänen, aber auch an den Fragestellungen der Kinder und Jugendlichen.
Kinder und Jugendliche kennen ihr Recht auf Selbstbestimmung, vertrauen ihren Gefühlen und wissen um “gute” und “schlechte” Geheimnisse. Sie wissen, dass sie sich gegenüber anderen Menschen abgrenzen dürfen, sowohl im direkten persönlichen Kontakt, als auch im digitalen Raum. Sie wissen, dass die Schuld bei der grenzverletzenden Person liegt, selbst wenn sie sich nicht wehren konnten. Sollten sie Formen sexualisierter Gewalt erleben, kennen sie Möglichkeiten, Hilfe zu holen.
Kinder und Jugendliche entwickeln Wertschätzung und Respekt für sich selbst und für andere. Sie lernen sich im Bereich von Gefühlen, Beziehung und Sexualität verständlich zu machen. Sie haben eine angemessene Sprache zur Verfügung, wenn sie über sexuelle Themen sprechen.
Wie viele Studien zeigen, sehnen sich Jugendliche nach Angenommensein und Beheimatung, nach stabilen Beziehungen und Familie. Wir wollen die Fähigkeiten zu gelingenden Beziehungen fördern und dazu beitragen, dass Sexualität konsensual und erfüllend gestalten werden kann.
Junge Menschen entwickeln ein sexuelles Verhalten, das die Integrität und die Grenzen von sich und anderen achtet. Beide Partner übernehmen Verantwortung für das eigene Wohl, für das Wohl des anderen sowie für die Erhaltung der Gesundheit und die Vermeidung von ungewollten Schwangerschaften.
Digitale Medien bieten Kindern und Jugendlichen die Chance, sich frei von Tabuisierung über Sexualität zu informieren. Viele Plattformen zeigen jedoch altersunangemessene und problematische Inhalte wie Pornografie, welche sich je nach Alter und Entwicklungsstand emotional und kognitiv oft schwer einordnen und verarbeiten lassen. Zudem besteht das Risiko von Falschinformationen, Opfer von sexuellen Übergriffen, Cybergrooming oder Sextortion zu werden oder sich durch das Versenden und Speichern pornografischer Inhalte selbst strafbar zu machen. Darum wollen wir Kinder und Jugendliche mit dieser Thematik nicht allein lassen.
Wir stellen diesen Skripten ein ganzheitliches, beziehungsorientiertes Bild von Sexualität gegenüber. Es ist unser Ziel, dass sie sich kritisch mit medialen Darstellungen von Sexualität auseinandersetzen und ihre eigenen Haltungen im Bereich von Beziehung und Sexualität reflektieren. Damit tragen wir zur Sozialkompetenz im digitalen Raum, zum Schutz vor sexuellen Grenzverletzungen in sozialen Medien sowie zum Vermeiden von strafrechtlich relevantem Verhalten bei.